Einfach gesünder - Tai Chi, Qigong, Workshops für Privatpersonen und Unternehmen - mit Dirk Ortlinghaus

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Homöostase, Allostase und was hat das mit Selbstregulation zu tun? Wie wir unser Körperbudget besser regulieren lernen

Homöostase, Allostase und was hat das mit Selbstregulation zu tun? Wie wir unser Körperbudget besser regulieren lernen

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum kleine Dinge wie eine schlechte Nachricht oder ein voller Terminkalender uns so stark belasten können? Und warum wir uns oft erschöpft fühlen, obwohl wir uns doch eigentlich gut um uns kümmern? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie unser Körper mit Energie umgeht und Balance herstellt.

Damit wir als lebende Organismen überleben, müssen wir immer wieder unser Gleichgewicht herstellen. Dies nennt sich in der Biologie Homöostase. Homöostase bedeutet, dass der Körper lebenswichtige Dinge wie den pH-Wert des Blutes, die Körpertemperatur oder den Zuckerspiegel konstant hält, damit alle lebenswichtigen Prozesse reibungslos funktionieren. Diese Werte müssen in einem bestimmten Bereich bleiben, damit der Körper gesund bleibt und gut arbeiten kann.

Doch Organismen passen sich sowohl vorhersehbaren Veränderungen (z. B. Jahreszeiten) als auch unerwarteten Herausforderungen (z. B. Stürmen) an. Auch wir Menschen müssen uns an Stressbelastungen anpassen. Stress können wir in diesem Zusammenhang als Bedrohung der Homöostase verstehen. Das bedeutet, dass etwas im Körper oder in der Umwelt passiert, dass das Gleichgewicht durcheinanderbringt.

Stress und Mikrostressoren

Stress bezieht sich auf Ereignisse wie Unfälle, zu viel Arbeit, Streit in der Familie oder Störungen auf der Arbeit. Dabei spielen vor allem die sogenannten Mikrostressoren eine zentrale Rolle, wenn wir aus unserer Balance kommen.

Der Begriff Mikrostress beschreibt kleine, oft unbemerkte Stressoren, die über den Tag verteilt auftreten und sich summieren. Beispiele sind:

  • Kurze Momente der Frustration, wie im Stau stehen.
  • Multitasking und ständige Unterbrechungen bei der Arbeit.
  • Negative oder missverständliche E-Mails und Nachrichten.
  • Soziale Erwartungen und subtile Spannungen in Beziehungen.

Einzelne Mikrostressoren wirken unbedeutend, aber wenn sie sich über Tage oder Wochen akkumulieren, können sie das Körperbudget erheblich belasten. Dies führt zu Erschöpfung, Reizbarkeit, schlechter Schlafqualität und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung. Da Mikrostress oft nicht bewusst wahrgenommen wird, wird er auch selten aktiv kompensiert. Der Körper versucht zwar, das Defizit auszugleichen, indem er zusätzliche Ressourcen mobilisiert, aber wenn keine Erholungsphasen folgen, gerät das System aus dem Gleichgewicht.

Besonders problematisch ist, dass viele Mikrostressoren chronisch auftreten, wie beispielsweise das ständige Überprüfen von E-Mails oder sozialen Medien. Diese stressigen Kleinigkeiten können den Cortisolspiegel erhöhen, was langfristig zu einer Erschöpfung des Körpers führt.

Mikrostress und Allostase

Hier kommt das Konzept der Allostase ins Spiel. Allostase bedeutet, dass der Körper seine Stabilität durch Anpassungen bewahrt, um auf Stress oder Veränderungen in der Umgebung zu reagieren. Dieser Prozess ist notwendig, um den Energiehaushalt zu managen und das Überleben zu sichern. Unser faszinierendes Körper-Geist-System hat die Fähigkeit, über einen langen Zeitraum immer wieder Anpassungen vorzunehmen, ohne dass gleich Überlastungserscheinungen auftreten. Werden wir diesen Belastungen jedoch kontinuierlich ausgesetzt, spricht die Wissenschaft von allostatischer Belastung. Diese entsteht, wenn der Körper aufgrund von wiederholtem Stress oder zu vielen Anpassungen überfordert ist.

Es gibt zwei Arten von allostatischer Überlastung:

  1. Energiebedarf übersteigt die Energieaufnahme: Der Körper wechselt in einen „Überlebensmodus“, um Energie zu sparen und eine positive Energiebilanz wiederherzustellen. Sobald die Stresssituation vorbei ist, kann der Körper zur Normalität zurückkehren.
  2. Soziale Konflikte oder Dysfunktion belasten: Hier gibt es zwar genug Energie, aber soziale Spannungen erschweren die Situation. Diese Art der Überlastung führt zu langfristigen Problemen und kann nur durch soziale Veränderungen oder Anpassungen gelöst werden.

Energie und das Körperbudget

Der Begriff „Körperbudget“, eingeführt von Lisa Feldman Barrett, beschreibt den Energiehaushalt des Körpers als ein System, das das Gehirn kontinuierlich verwaltet. Es überwacht, wie viel Energie der Körper verbraucht und wie viel er aufnehmen muss. So wie man ein finanzielles Budget im Gleichgewicht halten muss, steuert das Gehirn die Energieressourcen des Körpers, um sicherzustellen, dass genug Energie für wichtige Aufgaben vorhanden ist. Wenn dieses „Körperbudget“ durch zu viel Stress oder dauerhafte Belastungen gestört wird, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen, da der Körper nicht mehr effizient auf Herausforderungen reagieren kann.

Stress spielt eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit dem Körperbudget. Unter Stress – sei es physischer, psychischer oder emotionaler Art – verbraucht der Körper vermehrt Energie. Akuter Stress aktiviert das sympathische Nervensystem, das sogenannte „Kampf-oder-Flucht“-System, und fordert erhöhte Mengen an Glukose und Sauerstoff, um den Körper auf eine schnelle Reaktion vorzubereiten. Dies ist kurzfristig nützlich, kann jedoch bei chronischem Stress zu einem anhaltenden Defizit im Körperbudget führen.

Energie, Selbstregulation und Chinesische Medizin

Aus chinesischer Sichtweise wird Qi u.a. als Energie verstanden. Qi ist ein zentraler Begriff der chinesischen Medizin und Philosophie, der sowohl die Lebensenergie als auch die Dynamik des Lebens beschreibt.

Qi ist die uns innewohnende Kraft, die uns antreibt und befähigt, aktiv zu werden. Es ist das energetische Potenzial, das unsere Bewegungen, Gedanken und Emotionen formt – vergleichbar mit einem Motor, der uns vorwärts bringt. Im Alltag begegnet uns dieser Gedanke, wenn wir sagen: „Ich fühle mich energielos“ oder „Mir fehlt der Antrieb“. Solche Aussagen spiegeln wider, wie stark unser Leben vom Fluss und der Dynamik von Qi abhängt. Wenn dieser Fluss gestört ist oder ins Stocken gerät, spüren wir es direkt: Wir fühlen uns erschöpft, antriebslos oder blockiert.

Vorhandenes Qi ist somit Energie für das Leben und ermöglicht uns, aktiv zu sein. Wenn das Qi „verbraucht“ ist, muss wieder neues Qi hinzugeführt werden – in Form von Nahrung, Schlaf und allem, was der Regeneration dient. Anders gesagt: Es handelt sich um die Regulation unseres Körperbudgets. Die Pflege und Kultivierung des Qi entspricht der Selbstregulation bzw. der Regulation von Körper und Geist.

Verknüpfung der Konzepte

An diesem Punkt lassen sich alle Begriffe sinnvoll verknüpfen. Unser Körper muss immer wieder sein Gleichgewicht herstellen (Homöostase). Wenn dies als ein dynamischer Anpassungsprozess verstanden wird, sprechen wir von Allostase. Anpassung durch Veränderung. Auch das Körperbudget beschreibt diesen Prozess: Unser Gehirn wacht ständig darüber, ob die Energieverausgabung „Sinn“ macht, und sorgt dafür, dass die Bilanz positiv bleibt. Dies entspricht wiederum dem Konzept der Lebenspflege oder der Qi-Pflege.

Nach einer Belastung, einer Herausforderung oder nach Mikrostress ist es fundamental, wieder in eine Balance zurückzukehren.

Somit ist es zentral, genügend zu schlafen, sich gesund zu ernähren und dafür zu sorgen, dass es Ihrem Körper gut geht. Qigong- und Tai-Chi-Übungen können dabei helfen, gesunde Körperhaltungen und Bewegungen zu erlernen. Die Übungen bauen Stressreaktionen schneller ab und helfen, die Energie wieder zurückzugewinnen. Deshalb fühlen sich viele Menschen nach der Praxis von Qigong und Tai Chi frischer und ausgeruhter.

Gleichzeitig ist es wichtig, auch im Geist für eine gesunde Haltung zu sorgen. Grübeln, Zorn, Wut, Angst und Trauer zehren an unserem Körperbudget. Die geistigen Haltungen zu verändern, kann ebenfalls helfen, besser in Balance zu bleiben.

Das Gleichgewicht von Körper und Geist zu pflegen, ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für ein gesundes, erfülltes Leben. Probieren Sie es aus: Geben Sie Ihrem Qi durch Bewegung, Regeneration und eine positive Haltung Raum – und spüren Sie, wie Ihr Energiehaushalt sich wieder ins Lot bringt.

Meine Angebote an Tai Chi und Qigong Kursen und Seminare, sowie die Trainings in Positiver Neuroplastizität können Dir dabei helfen Dein Energiehaushalt zu positiv zu regulieren.

Die Autoren

Dirk Ortlinghaus - Gründer von "Einfach Gesünder"

Dirk Ortlinghaus

Ich bin Dirk Ortlinghaus – selbstständiger Stressmangement-Trainer, Gesundheitscoach, Tai Chi- & Qigong Lehrer.

Bettina Sieber - Mitglied im Team "Einfach Gesünder"

Bettina Sieber

Ich bin Bettina Sieber, zertifizierte Tai Chi Lehrerin, Kommunikationsmanagerin und arbeite im Medizin- und Gesundheitsbereich.

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